Kleines Gerät kann Leben retten
Immer mehr Defibrillatoren in öffentlichen Gebäuden: Auch TG Stein hat einen besorgt
Auf den ersten Blick wirkt die viereckige schwarze Tasche unscheinbar. Doch das täuscht, denn ihr Inhalt kann Leben retten. Es handelt sich um einen Defibrillator, also um ein Gerät, das ein Herz bei einem medizinischen Notfall wieder zum Schlagen bringen kann. Seit kurzem hängt es im Untergeschoss der Steiner Turn- und Festhalle, gut erreichbar sowohl von außen als auch aus dem Inneren der Halle. 1.500 Euro hat die Steiner Turngesellschaft dafür investiert: komplett aus der Vereinskasse, ohne Zuschüsse. „Wenn wir damit im Ernstfall Leben retten können, ist uns das jeden Cent wert“, sagt Norbert Morlock, der zusammen mit Manuel Roser den Vorsitz innehat. Ihnen war es wichtig, dass es sich um ein vollautomatisches Gerät handelt, das wirklich jeder bedienen kann, auch ohne Kenntnisse in Erster Hilfe: Eine Stimme und eine Anzeige auf dem Display geben klare Anweisungen, der Elektroschock wird nur ausgelöst, wenn er tatsächlich notwendig ist und alle Elektroden korrekt angelegt sind. Das Ganze funktioniert automatisch: Einen Knopf muss man dafür nicht nochmal drücken.
Zum Einsatz kommen kann das Gerät nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern. Angeschafft hat es der Verein laut Manuel Roser rein präventiv: Es habe bisher noch nie einen Vorfall gegeben, bei dem es gebraucht worden wäre. Aber Roser weiß, dass es theoretisch jederzeit dazu kommen kann. Denn die TG Stein hat mehr als 1.000 Mitglieder vom Kleinkind bis zum Senior, bietet ein umfangreiches Sportprogramm von Fußball bis Turnen an und stellt regelmäßig große Veranstaltungen mit Hunderten Besuchern auf die Beine. „Da besteht natürlich immer ein gewisses Risiko“, sagt Roser und kündigt an, dass es für die Übungsleiter demnächst einen Rotkreuz-Kurs geben soll. Mit Informationsmaterialien sind sie bereits versorgt worden. Beim Kreisverband des Roten Kreuzes freut man sich über jeden öffentlich zugänglichen, für Laien bedienbaren Defibrillator, der neu installiert wird.
„Das ist viel wert“, sagt Pressesprecherin Daniela Kneis, die selbst ausgebildete Sanitätshelferin ist und weiß, dass es bei einem Herzinfarkt auf jede Sekunde ankommt: Je länger der Körper bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird, desto mehr Gehirn- und Körperzellen sterben ab, desto größer ist der Schaden für das Gehirn und andere Organe. Kneis empfiehlt, die Standorte der Defibrillatoren direkt nach dem Anbringen bei der integrierten Leitstelle zu melden, denn dadurch kann diese einem anrufenden Ersthelfer mitteilen, wo sich das nächste Gerät befindet. Je nach Vorerkrankung des Patienten könne der Einsatz eines sogenannten Laien-Defibrillators lebensrettend sein, denn dieser überbrücke wertvolle Zeit allein schon dadurch, dass beim Eintreffen des Notarztes beispielsweise der Oberkörper des Patienten schon frei ist und die Elektroden schon angelegt sind. Hinzukommt, dass der Defibrillator nicht nur einen Stromimpuls liefern kann: Er ist auch dazu in der Lage, Anweisungen für eine Herzdruckmassage zu geben und alle zwei Minuten die Herztätigkeit des Patienten zu analysieren.
Auch, wenn es in der Nähe kein solches Gerät gibt: „Das Wichtigste ist, dass man sich traut, eine Druckmassage vorzunehmen“, sagt Kneis. Zumal beim Verdacht auf einen Herzstillstand auch die Leitstelle über das Telefon Anweisungen für eine Herdruckmassage geben könne. „Jeder, der anfängt, ist Gold wert“, sagt die Pressesprecherin und erklärt, ein Erste-Hilfe-Kurs bringe einem das Notwendige bei. Sie rät dazu, alle zwei Jahre einen zu absolvieren. Kneis hat den Eindruck, dass die Anzahl der öffentlich zugänglichen Defibrillatoren in den vergangenen Jahren in der Region stark zugenommen hat. Was sie auch auf die bundesweite Woche der Wiederbelebung zurückführt, die immer Ende September stattfindet. Dennoch sieht sie noch Luft nach oben. „Es wäre wünschenswert, dass in allen öffentlichen Gebäuden ein Defi hängt.“ – Nico Roller (Text und Bild)