Ein Leben für den Verein
Alle Mitglieder der Familie Kögler engagieren sich als Übungsleiter bei der TG Stein
Wenn sie von der Arbeit oder aus der Schule kommen, dann fahren Sandra, Michael, Jan und Kay Kögler oft nicht nach Hause, sondern direkt nach Stein zur Turnhalle. Alle vier Mitglieder der Familie sind Übungsleiter bei der Steiner Turngesellschaft. Ein Verein, für den sie alles geben – ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Die Eltern Sandra (44) und Michael (49) leiten das Gerätturnen und das Vorschulturnen der Buben. Die beiden Söhne Jan (19) und Kay (16) helfen ihnen manchmal und sind zudem gerade dabei, eine eigene Showturngruppe aufzubauen.
Wie viele Stunden sie pro Woche in der Turnhalle verbringen, das können sie nicht sagen. Aber darauf achten sie auch nicht, denn sie sind sich einig: „Sport ist etwas Schönes.“ Und ihn zusammen mit anderen zu betreiben, nebenbei sein Wissen weiterzugeben, das sei einfach ein gutes Gefühl. „Wenn man wochenlang mit den Kindern und Jugendlichen eine bestimmte Übung trainiert hat und ewig ging gar nichts, dann ist es ein ganz tolles Erlebnis, wenn man sieht, dass es auf einmal klappt“, erzählt Vater Michael: „Da freut man sich teilweise mehr als die Kinder.“ Der 49-Jährige kennt sich bestens aus mit dem Sport. Er hat früher selbst geturnt. Im Alter von sechs Jahren fing er damit an. „Mein Nachbar hat mich mitgenommen“, erinnert er sich: „Unter den Nachbarskindern haben damals viele geturnt.“ Das Turnen habe ihm immer viel Spaß gemacht, sagt Michael. Umso schwerer war es für ihn, als er es mit 20 Jahren aus beruflichen Gründen aufgeben musste. Erst nach einer langen Unterbrechung fing er wieder damit an: als Trainer. Vor etwas mehr als zehn Jahren war das. Damals wollte der Leiter des Gerätturnens eine Zeitlang pausieren. Michael Kögler sprang spontan für ihn ein. „Ich habe mir gedacht: Bevor es zusammenbricht, mache ich für ihn Vertretung.“ Aus der Vertretung wurden zuerst Monate, dann viele Jahre.
Mittlerweile leitet er auch noch das Vorschulturnen der Buben – beides inzwischen zusammen mit seiner Frau Sandra. „In erster Linie geht es uns um den Spaß an der Bewegung“, sagt das Ehepaar. Und um die Gemeinschaft: Beim gemeinsamen Turnen würden die Kinder und Jugendlichen automatisch das soziale Miteinander üben und lernen, sich gegenseitig zu helfen. Etwas, auf das man besonders im Vorschulturnen großen Wert legt. Dort geht es gerade dann lebhaft zu, wenn es draußen regnet. „Dann können die Kinder nicht an die frische Luft und toben sich hier aus“, erzählt Sandra Kögler. Auf der einen Seite findet es die 44-Jährige manchmal schon anstrengend, knapp 20 Kinder unter Kontrolle zu behalten. Aber dann sind da immer wieder diese Momente, die restlos dafür entschädigen: „Die Kinder schaffen es mit Kleinigkeiten, einem zu zeigen, dass es ihnen Freude bereitet.“
Beim Gerätturnen läuft alles etwas geordneter. Gerade die Älteren trainieren hier oft selbstständig. Michael und seine Frau helfen mit Tipps. Hier stehen Wettkampfgedanke und Disziplin mehr im Mittelpunkt. Trotzdem soll der Spaß nicht zu kurz kommen. „Die Kinder und Jugendlichen bekommen in der Schule schon so viel Leistungsdruck“, sagt Michael: „Den müssen wir im Verein nicht noch steigern.“ Gar keine Rolle spielen die Wettkämpfe dagegen in der Showturngruppe, die erst seit kurzem existiert. Die beiden Söhne Jan und Kay sind gerade dabei, sie aufzubauen. Beide begannen schon im Grundschulalter mit dem Turnen – in den Gruppen ihrer Eltern. „Ich war damals mit fünf der Jüngste beim Gerätturnen“, erzählt der heute 16-jährige Kay. Wenn man ihn fragt, wie er dazu kam, dann überlegt er kurz und gibt grinsend zu: „Ich hatte ehrlich gesagt ein bisschen Schiss, meinen Eltern zu sagen, dass ich es nicht will.“ Aber mit der Zeit, als er die Übungen besser beherrschte, da fand er immer mehr Gefallen am Turnen – auch wegen seines Bruders Jan: „Als ich gesehen habe, was der alles kann, da wollte ich mir das nicht gefallen lassen.“ Mittlerweile ist das Turnen im Verein fester Bestandteil im Leben der beiden Teenager. „Wenn man einmal drin ist, dann kommt man nicht mehr raus“, sagt Jan und schaut zu seiner Mutter: „Ich denke, die Familie Kögler wird es bei der TG Stein noch eine ganze Weile geben.“ Na hoffentlich. – Nico Roller (Text und Fotos)